SOMMER 2020: Keep calm and wear Dirndl
27. Juli 2020
Keep calm and wear Dirndl lautet das Motto von Bettina Grieshofer. Ein Motto, das wir im Covid-19-Sommer gerne befolgen werden. Immerhin erlebt die Sommerfrische aufgrund der Reisebeschränkungen ein Revival. Zu diesem Urlaubserlebnis gehört ein Dirndl einfach dazu. Außerdem macht es – ganz egal, wie Frau gebaut ist – eine gute Figur.
In der PlatzHirsch Dirndlerei in Bad Aussee werden ganz besondere Unikate entworfen. 13 Stunden braucht es, bis jedes maßgeschneiderte und handgefertigte Dirndl die Werkstatt verlassen darf. Genäht von Schneidermeisterhand mit Augenmerk und besonders viel Liebe zum Detail.

Bettina Grieshofer ist eine im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnete Unternehmerin. Mit ihrer „My Dirndl“-Konfigurator wurde sie 2017 zur Unternehmerin des Jahres gekürt. 2018 war sie auch unter den Top 3 der besten Unternehmerinnen des Landes zu finden.
Im Interview spricht Bettina Grieshofer über nachhaltiges Lebensgefühl, die Herausforderungen beim Dirndl Design und verrät, was ihr Gänsehaut bereitet.
Tracht liegt im Trend, sehen Sie das als Vor- oder Nachteil?
Geschäftlich gesehen ist es natürlich ein Vorteil. Immer mehr Menschen wollen sich in Tracht gewanden. Mir geht es aber um viel mehr: Das Lebensgefühl hier am Land zu verstehen, diese Entschleunigung zu begreifen. Das ist ja gerade jetzt viel mehr Trend als bloß die Bekleidung.
Nachhaltigkeit und Luxus. Zwei Begriffe, die in Kombination immer bedeutender werden. Inwiefern ist ein Dirndl Luxus?
Nachhaltig leben zu können ist wirklich ein Luxusgut. Denn wer billig kauft, kann Nachhaltigkeit nicht vertreten. Ein handgemachtes Dirndl ist teurer als billige Massenware, schon klar. Aber dadurch werden nachhaltig Arbeitsplätze gesichert, alles wird ja bei mir in Österreich produziert. Vom Stoff, Knopf bis zur Arbeitsleistung in einem kleinen Lohnbetrieb in der Südsteiermark. Ein Dirndl von mir ist ein Lebensstück.


Der Grundschnitt eines Dirndls ist vorgegeben. Worin besteht die größte Herausforderung beim individuellen Design?
Dass die Farben der Trägerin stehen. Was hilft mein bestes Design, wenn sich die Dame nicht wohlfühlt! Ich bin bekannt für meinen guten Geschmack, die Kombination der einzelnen Komponente macht’s aus.
Gibt es so was wie Bestseller bei den Farben und Mustern?
Eindeutig war in den letzten Jahren Grau in allen Nuancen der Burner. Ich merke aber, dass die Damen immer wieder mehr zu Farben greifen. Romantik ist gefragt. Blumen in allen Varianten und zarte Pastelltöne.
Großes Diskussionsthema ist die richtige Rock-Länge. Darf man Ihr Dirndl „mini“ tragen oder ist das ein No-Go?
Ein absolutes No-Go ist die Rocklänge über dem Knie beim Dirndl. Eine Handbreite unterm Knie ist für viele genau richtig, die Proportionen müssen stimmen. Bei stärkeren Waden wird man zu einem etwas längeren Kittel greifen.
Die Jugend steht zunehmend zu den Traditionen. Eine Lederhose und Dirndl gehören mittlerweile in jeden Kleiderschrank eines Teenagers. Womit begeistern Sie die ganz Jungen?
Mit „lustigen“ Schürzenstoffen kann auch ein ganz junges Mädchen sehr flott im Dirndl aussehen. Außerdem lässt ein Dirndl jede junge Frau sehr weiblich aussehen, das kommt dann bei den Burschen wieder gut an.

Tracht und Jeans, ja oder nein? Und wenn ja, worauf muss man bei den Kombinationen achten?
Auf jeden Fall! Ich trage ja auch nicht jeden Tag Dirndl. Oft kombiniere ich ein original Ausseer Gamsfrackl (Jacke) mit lässigem Denim und weißer Bluse. Es darf nur nicht kitschig werden. Weniger ist mehr!
Billigware und made in China, auch das betrifft Tracht & Dirndl. Was löst das bei Ihnen aus?
Gänsehaut. Weil billig sich mit meiner inneren Einstellung beißt. Das Material an sich kann schon nichts als Polyester sein, das hat bei einem Dirndl nichts verloren! Made in China heißt für mich containerweise Lieferungen von wahrscheinlich identen Dirndln, ein Dirndl soll ein Unikat sein. Die Trägerin selbst ist eigentlich die Designerin!
Es gibt so viel Konkurrenz wie noch nie. Ist das beflügelnd oder einschränkend?
Konkurrenz ist immer beflügelnd, finde ich. Man kann sich selbst immer nur dann neu fokussieren, wenn der Horizont ständig erneuert wird. Einschränkend finde ich nur, wenn Menschen nicht über den Tellerrand schauen wollen, die Asche anbeten.