WOLFGANGSEE – eine Perle im Salzkammergut
10. Juli 2020 – Astrid Steinbrecher-Raithmayr
„Es is so grausig schee bei uns“, diesen Satz höre ich von den Einheimischen bei meinem Besuch am Wolfgangsee immer wieder. Wieso man „schee“ mit „grausig“ kombiniert, entzieht sich meiner Kenntnis, aber Gegensätze ziehen sich bekanntlich an und grundsätzlich haben sie recht. Obwohl ich persönlich dieses spezielle Plätzchen im Salzkammergut als „einzigartig“ schön bezeichnen würde. Eine Natur-Symbiose aus imposanten Bergen, einem glasklaren See, weiten Wäldern und blühenden Wiesen, wie sie sonst in vergleichbarer Art kaum irgendwo anders zu finden ist.
In Wien liegt die Temperatur bei etwa 30 Grad im Schatten, nichts wie weg also in die gute alte Sommerfrische nach St. Gilgen ins Parkhotel Billroth, welches in herrlicher Lage über dem See thront und uns zu jeder Tageszeit mit einem großartigen Ausblick belohnt.

Geht’s noch schöner? Der Blick über den Wolfgangsee vom Hotel Billroth aus ist kaum zu toppen © ASR

Die eleganten Zimmer und Suiten des Parkhotel Billroth verführen zum Verlängern © Parkhotel Billroth

Blick vom türkisblauen See zum Parkhotel © ASR
Hotelchefin Daniela Schachl weiß ganz genau, was wir wollen: eine Familien-Suite, in der wir alle genug Freiraum finden.
Plus einen Tisch auf der Restaurant-Terrasse in der ersten Reihe. „Mit meinen Mitarbeitern habe ich großes Glück, ich bin sehr stolz auf jeden Einzelnen“, freut sich Daniela und wir stimmen ihr zu. Der Service ist herzlich, hochprofessionell und der Küchenchef zaubert täglich Gerichte, zu denen man leider wirklich nicht nein sagen kann.

Historisch: der Salon des ehrwürdigen Hotels © Parkhotel Billroth
Die Geschichte des Hauses geht auf den berühmten Chirurgen Theodor Billroth (1829 – 1894) zurück. Er zählte über lange Jahre zu den treuesten Sommergästen St. Gilgens und ließ im 19. Jahrhundert die Villa Billroth errichten. 1905 wurde sie verkauft und es wurde ein neues Landhaus errichtet, welches 1907 fertig gestellt wurde und heute noch den altehrwürdigen Namen trägt.

Herrliche Aussicht vom Steg des Billroth – der Wolfgangsee hat Trinkwasserqualität © ASR
Spaziert man ein paar Schritte durch den üppigen Park, gelangt man zum Badehaus direkt am blau-grünen See samt Holzsteg und Wiese, feinen Liegen, Sonnenschirmen, einem Tretboot, einem Tischtennistisch und einem erfrischenden Salatbuffet zu Mittag.
Leinen los und Zug fährt ab
Doch nur Faulenzen allein ist nicht, die idyllische Gegend rund um den See mit Trinkwasserqualität will schließlich erkundet werden und ist auch viel zu schön, um nur von weitem bestaunt zu werden. Hans Wieser, Tourismuschef am Wolfgangsee hat die passenden Ideen dazu.

… eine Schifffahrt die ist lustig … © ASR
Wir beschließen, ganz klassisch, von St. Gilgen nach St. Wolfgang mit einem Schiff der Wolfgangsee Schifffahrt anzureisen, die es bereits seit Kaisers Zeiten gibt. 1873 wurde der Schaufelraddampfer Kaiser Franz Josef I vom Stapel gelassen – das 33 Meter lange Schiff mit den wuchtigen Schaufelrädern galt damals als technische Errungenschaft.

Mozarthaus in St. Gilgen © ASR
Auf dem Schiff rückt die reizvolle Region rund um den Wolfgangsee ganz nahe. Zum Beispiel St. Gilgen mit dem Geburtshaus von Mozarts Mutter, Strobl mit seiner schönen Promenade, die eindrucksvollen Berge wie das Zwölferhorn, der Sparber (auch Löwenkopf genannt) oder der Falkenstein, der bereits in prähistorischer Zeit als Kultplatz gedient haben dürfte.
Hans begleitet uns nach St. Wolfgang mit dem berühmten Hotel Weisses Rössl der Familie Peter.
Auf den Schafberg geht es mit der steilsten Zahnradbahn Österreichs, welche pro Jahr bei einer Streckenlänge von 5,85 Kilometern in nur etwa 30 Minuten jährlich fast 300.000 Gäste auf den 1.783 Meter hohen Berg befördert. Sieben-Seen-Ausblick inklusive, dieses Mal ohne unzählige Touristen davor.

Lokführer Matthias Kresslinger und Andreas Fasl erklären alles Wissenswerte rund um die Schafbergbahn © ASR

Aussicht aus der Führerkabine der Schafbergbahn © ASR

Ist diese Aussicht nicht einzigartig schön? Von der Schafbergspitze auf 1.783 Meter Höhe kann man über sieben Seen des Salzkammerguts blicken © ASR
Wolfgangsee – Meer braucht’s ned

Der Gasthof Falkenstein ist einer der sonnigsten Plätze am See © ASR
Zurück im Tal stellt sich der kleine Hunger ein. Hans weiß natürlich Rat und führt uns in das Hotel Gasthof Falkenstein in Ried, einen der sonnigsten Plätze am Wolfgangsee, zum Essen aus. Die Frage, was bestellt werden soll ist schnell geklärt: Saibling und Forelle, was sonst, denn nirgendwo isst man frischere Fische als direkt am See.

Frische Forelle aus dem Wolfgangsee, serviert im Hotel-Gasthof Falkenstein in Ried © ASR
Frisch sind danach auch wir wieder. Nun ist ein bisschen Shopping angesagt. Fündig werden wir bei Heimatgold, wo – ganz wie in der altbewährten Speis‘ (Speisekammer) – ausgezeichnete, bäuerliche Produkte angeboten werden, die sonst nur direkt beim Bauern erhältlich sind.

Bei Heimatgold gibt es heimische Produkte, die es sonst nur beim Bauern zu kaufen gibt © ASR
Die biologischen und veganen Natursalzspezialitäten des Salzkontors der Familie Tucek werden in Liebe und Sorgfalt von Hand in der eigenen Manufaktur im Salzkammergut hergestellt und was man mit Seife noch mehr machen kann, als sich zu waschen und zu pflegen, wird in der Benediktiner Seifenmanufaktur anschaulich dargestellt.

Theresa und Thomas Raffler, Hans Wieser und Redakteurin Astrid Steinbrecher-Raitmayr im Kellerstüberl des Apfelputz in St. Wolfgang
Bei Theresa und Thomas Raffler, dreht sich alles um den „Kronprinz Rudolf“ und seine Liebe, wobei es hier nur nicht um historische Belange, sondern vor allem auch um den berühmten Apfel geht. So gibt es beispielsweise naturtrüben Apfelsaft, Apfelchutneys, Apfelchips und allerlei weitere Köstlichkeiten.
Bis zu 15 Personen können gegen Vorbestellung im Kellerstüberl Feste feiern; bestellt werden kann fast alles was das Herz begehrt. Wir entscheiden uns für ein deftiges Bratl mit Knödeln und Kraut und ein fantastisches Risotto mit frischen Waldpilzen aus der Region.
Dreimal Gold und es geht weiter

Dreimal Gold für den Gin der See-Destillerie © ASR

Frischer Zirbenansatz: Ginbrenner Hannes Peinsteiner in seiner See-Destillerie bei der Arbeit © ASR
Groß ist die Freude bei Renate und Johannes Peinsteiner in der See-Destillerie, die sie im Jahr 2003 im ältesten Haus in St. Wolfgang – dem ehemaligen Benediktinerkloster – die St. Wolfganger Klosterkellerei, gegründet haben. Seitdem gilt gilt die See-Destillerie als Geheimtipp für Liebhaber von regionalen Likör- und Destillerie-Spezialitäten.
„In der Genuss-Werkstatt lassen wir unserer Kreativität freien Lauf. Seit dem Start 2016 können wir heute jeder Region einen eigenen Gin anbieten: Dachstein-Gletschergebiet- Gosausee, Ausseerland, Hallstatt/Dachsteingebiet, Fuschlsee, Mondseeland, Attersee, Traunsee, Gaisberg und natürlich dem Wolfgangsee“, so Brenner Johannes, der gerne Oscar Wildes zitiert: „Mit dem guten Geschmack ist es ganz einfach: man nehme von allem nur das Beste“.
Mutig ist er auch, denn gleich am Anfang tritt er mit seiner Trilogie Wolfgangsee-, Salzkammergut- und Kaiserjagd-Gin in Rüdesheim beim internationalen World Spirits Award an und gewinnt auf Anhieb gleich dreimal Gold!
Und die Auszeichnungsserie ist bis heute ungebrochen. Gratulation! Wir dürfen Johannes in seiner Destillerie über die Schulter schauen und erfahren: „Der Wolfgangsee Gin glänzt mit einem feinen Wacholderanteil und bringt die Botanicals (Anm. d. Red.: alle Aromen, die Gin beigefügt werden, um sein jeweils individuelles Aroma herzustellen) der umliegenden Almen zur Geltung. Der kräftigere Salzkammergut Gin präsentiert sich mit dem typischen Geschmack der Zirbe aus dem Hochgebirge des Dachsteins und der würzige Kaiserjagd Gin bringt die Botanicals auf Höhe der Latschen, vom seinerzeitigen Jagdgebiet des Kaisers, der Zimnitz zur Geltung, nämlich mit 18 Botanicals“, berichtet der stolze Gewinner.
Gelebte Tradition in der Sommerfrische

Die Wanderdamen Daniela Schachl und Maria Linortner samt Tochter Johanna begleiten uns auf der Traunerl Bootsfahrt. Sigmund Falkensteiner vom Ferienparadies Leopoldhof in Ried rudert uns sicher in den Sonnenuntergang © ASR
Es heißt, die Menschen spiegeln sich im Brauchtum wider. Wir bekommen die Gelegenheit, Tradition und Kultur nicht nur mitzuerleben, sondern hautnah dabei zu sein.
So erzählt uns Sigmund Falkensteiner, Inhaber des Ferienparadieses Leopoldhof in Ried und Vereinsobmann des Vereins Naturerlebnis Traunerl, bei einer exlusiven Traunerl Bootsfahrt, wie es dazu kommt: „Nachdem die Traunerl in den letzten Jahrzehnten immer mehr vom Wolfgangsee verschwunden sind, hat sich unser Traunerl Verein zum Ziel gesetzt, diese wunderbare Tradition wieder aufleben zu lassen. Gerade in einer Zeit, in der Stress und Hektik zur Tagesordnung gehören, soll hier wieder ein Zeichen zur Entschleunigung gesetzt werden.“
Traunerl sind traditionell kiellose, schlanke und weitgehend kastenförmige Holzschiffe, die in früherer Zeit im Salzkammergut zum Transport diverser Güter benutzt wurden. Für die Herstellung wird Lärchen- oder Tannenholz verwendet.
Begleitet werden wir auf unserer besonderen Bootsfahrt in den Sonnenuntergang von unserer Wirtin Daniela. Sie ist nicht nur Hotelchefin mit Begeisterung, sondern auch Wanderdame. Doch was bedeutet das?
„Ganz einfach, wir laden unsere Gäste und Besucher ein, gemeinsam mit uns zu wandern. Die Natur und kulinarische Schmankerl zu genießen und die Plätze der Einheimischen kennenlernen. Ich bin Wanderdame, weil ich die Leidenschaft für unsere Region gerne aus meinen Augen an unsere Gäste weitergeben möchte“, erklärt Daniela.
Insgesamt gibt es schon acht Wanderdamen rund um den Wolfgangsee. Allesamt sind sie auch herzliche Gastgeberinnen unterschiedlicher Betriebe, vom exklusiven Vier-Sterne-Hotel bis zum gemütlichen Bauernhof.

Auch das ist Tradition: eine ordentliche Brettljausn. Am allerbesten schmeckt sie bei Christine Leitner vom Dornerhof in St. Wolfgang. Auf die Frage woher sie ihre Produkte bezieht: „Aus der Region natürlich!“ © ASR
Dine & Wein am See
Auch die schönste Reise geht irgendwann zu Ende und Feste muss man feiern wie sie fallen. Unseren letzten Abend verbringen wir deshalb bei wunderbarem Sommerwetter, bester Stimmung und musikalischer Live-Untermalung am Steg des Hotel Kirchenwirts in Strobl.

Wein am See – einzigartig schöner Sonnenuntergang in Strobl am Wolfgangsee © ASR
Josef Schmeisser veranstaltet dort seit vielen Jahren seine exklusiven „Wine & Dine“ und „Wein am See“ Events, zu welchen auch Top Winzer Österreichs eingeladen werden, um ihre Produkte in diesem so wunderschönen Rahmen zu präsentieren.
Es ist wahr, es ist wirklich so grausig schee!
Wolfgangsee
Wolfgangseer Wanderwochen