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ISLE OF CLARE: Verabredung mit Single Malt

Die Verabredung steht: drei Jahre und einen Tag nachdem Carl O‘ Grady im Sommer 2017 zwei Fässer irischen Single Malt Whiskey, verankert auf einem Boot in der Clew Bay, ihrem Schicksal überlassen wird, soll der Seemannstrunk verkostet werden. Möglichst im restaurierten Castle der Queen of Pirates auf der Isle of Clare vor der Westküste Irlands.

Das gibt es nur in Irland

VONsociety: Verabredung mit Single Malt, Isle of Clare, Carl O’Grady auf seinem Whiskey-Schiff

Carl O´ Grady auf seinem Whiskey-Schiff im Hafen von Clare @ Volker Feuerstein

Als ich im Hafen auf der Insel Clare im County Mayo vorbeikomme, um auf die Fähre aufs Festland zu warten, entdecke ich eine Bootsruine, die am Pier vertäut ist. Ein junger Mann ist dabei, das Wrack wieder herzurichten. „Lots of work“ sage ich zu ihm, nachdem ich ihn eine Weile beobachte. Als er zu mir aufschaut, ernte ich freundliche Zustimmung und erfahre, dass es sich um ein Zukunftsprojekt der besonderen Art handelt: Carl hofft nämlich mit seinem Experiment ein Wasser des Lebens zu erhalten. Es soll vom Meer, der Sonne, dem Regen und den Winternebeln einen Charakter bekommt, den die Freunde des irischen Whiskeys besonders schätzen werden.

Zur Zeit renoviert Carl noch das vom Meeresboden gehobene Wrack, das die hochprozentige Ladung in Kürze durch die Jahreszeiten tragen soll, die zusammen mit der salzigen Seeluft einen Whiskey ganz besonderer Art erschaffen und prägen werden, wie Carl erwartet. Das Boot war die erste Fähre nach Clare, die der Vater von Carl 1968 hatte bauen lassen. Nach abenteuerlichen Besitzwechseln war es in Belmullet gesunken.

Ehe auf Probe

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In der Burg über dem Hafen residierte Grace O´ Malley, die Piratenkönigin von Clare. Carl O‘ Malley will das Bollwerk restaurieren © Volker Feuerstein

Der sympathische Mann, der zu den angesehensten und wohlhabendsten Familien der kleinen Insel – 3,5 Meilen vom Festland entfernt – gehört, hat auch den Ehrgeiz, die graue, alte Burg über dem Hafen zu restaurieren. Sie ist das Bollwerk eines Insel-Clans aus dem 16. Jahrhundert und eng verbunden mit dem Namen seiner Besitzerin, Grace O‘ Malley, bekannt als Piratenkönigin. Grace wurde 1530 auf Clare Island geboren.

Sie behauptete sich in einer radikalen Männerwelt und schaffte es, ihren Einflussbereich in der Inselgesellschaft auszubauen und zu einer Art Herrscherin zu werden. Der starken Frau wird auch ein interessantes Liebesleben nachgesagt. Sie war zweimal verheiratet, beim zweiten Mal ein Jahr zur Probe, wie es damals nach irischem Recht möglich war. Nach der Probezeit gab sie Ehemann Nummer zwei den Laufpass, behielt aber seine Burg. Sie war nicht nur als Piratin und Zolleintreiberin bei den Schiffen, die Clare passieren mussten, erfolgreich, sie soll auch einige heiße Affären gehabt haben. Eine starke Persönlichkeit und eine Frau, die ihrer Zeit voraus war.

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Im Inneren der Burg sind noch die Vertiefungen zu erkennen, in denen die Tragebalken für den ersten Stock lagen © Volker Feuerstein

Von der Burg, die mit Holz ausgekleidet, mehrere Stockwerke in ihrem Inneren gehabt hat – Grace dürfte im ersten Stock gewohnt haben – stehen heute nur noch die Außenmauern mit dem Dach. Carl hofft natürlich bei seinem Vorhaben auf Gelder der Regierung, die ein Interesse daran haben müsste, das historische Bauwerk zu restaurieren.

Der Whiskey-Experimentator verspricht sich mehr Tourismus, wenn die Burg mit ihrer Auskleidung nach historischem Vorbild besucht werden kann. Die Besiedelung der Insel, auf der heute gerade einmal 168 Menschen leben, begann allerdings nicht mit einer Piratenkönigin, sondern in der Bronzezeit, aus der man 53 sogenannte „fulachtai fia“ fand, grabähnliche Abgrenzungen im Boden, die vermutlich erste Grillstätten waren.

Die Gebeine des Outlaws

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Die Zisterzienser Abtei aus dem 12. Jahrhundert ist von historischer Bedeutung © Astrid Steinbrecher-Raitmayr

Von historischer Bedeutung ist aber auch eine Zisterzienser Abtei aus dem 12. Jahrhundert mit mystischen Deckenmalereien. Auf dem sie umgebenden Friedhof kann man bewundern, wie ein evangelischer Engländer beerdigt wurde: In einer unauffälligen Ecke, weit weg von den Gräbern der katholischen Bewohnern der Insel. Ein mitleidiger Pfarrer soll die Gebeine des britischen Outlaws inzwischen in der Nähe der Abtei bestattet haben.

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Friedhof der Isle of Clare © Astrid Steinbrecher-Raitmayr

Was gibt es sonst auf der Insel?

Die Isle of Clare liegt am Eingang der Clew Bay an Irlands westlicher Atlantikküte und wird nach 20-minütiger Fährfahrt vom Festland aus erreicht. Man kann im sauberen, aber kalten Wasser an einem breiten Sandstrand direkt neben dem Hafen baden.

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Das Wasser direkt neben dem Hafen ist sauber und klar © Astrid Steinbrecher-Raitmayr

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Die Kinder sind vom dem breiten Sandstrand begeistert © Astrid Steinbrecher-Raitmayr

Vor allem die Kinder sind sichtlich davon begeistert. Fischerei- und Bootstouren werden angeboten. Eine Handweberei offeriert Kurse und ihre Produkte. Wander- und Radtouren bieten sich ganz von selbst an. Im Sommer gibt es viele Festivals auf der fünf mal drei Meilen großen Insel, bei denen man leicht in Kontakt kommt mit den freundlichen und toleranten Inselbewohnern.

VONsociety: Verabredung mit Single Malt, Isle of Clare, Wanderweg

Die unberührte Natur lädt zum Wandern ein © Astrid Steinbrecher-Raitmayr

Und vielleicht gelingt es mir tatsächlich, in drei Jahren und einem Tag mit Carl O´Grady und dem ersten Whiskey aus dem Meer anzustoßen, selbstverständlich im wiedererrichteten „Wohnzimmer“ von Grace O´Malley in der Burg. Carl feiert dann seinen 40. Geburtstag und glaubt daran. Seine seine Faust mit dem hochgereckten Daumen signalisiert zum Abschied, dass er die Verabredung mit Single Malt und mir ernst nimmt.
Sláinte, es lebe Carl und die Piratenkönigin!

Der Leuchtturm am Wild Atlantic Way

VONsociety: Verabredung mit Single Malt, Isle of Clare, Leuchtturm am Wild Atlantic Way © Astrid Steinbrecher-Raitmayr

Leuchtturm am Wild Atlantic Way © Astrid Steinbrecher-Raitmayr

1806 erbaut, thronte einer der damit ältesten Leuchttürme Irlands als nautische Orientierungshilfe hoch über den zerklüfteten Kliffs mit Blick auf Achill, den Croagh Patrick, Westport und darüber hinaus. Der ursprüngliche Turm brannte durch ein Feuer im Jahre 1813 nieder und wurde 1818 durch den jetzigen ersetzt.

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Gemütlicher Sitzbereich in einem der ältesten Leuchttürme Irlands © Astrid Steinbrecher-Raitmayr

VONsociety: Verabredung mit Single Malt, Isle of Clare, Schlafzimmer im Leuchtturm am Wild Atlantic Way © Astrid Steinbrecher-Raitmayr

Eines der individuell eingerichteten Leuchtturm-Zimmer © Astrid Steinbrecher-Raitmayr

1965 wurde Clare Island Lighthouse stillgelegt, da es zu hoch über den Klippen lag und im Nebel für die Schiffe nicht sichtbar war. Es wurde durch ein tiefer gelegenes Leuchtfeuer auf dem gegenüberliegenden Achill Island ersetzt. Heute ist das architektonische Baudenkmal ein luxuriöses Anwesen mit mehreren Gästezimmern samt grandiosem Meerblick, von denen keines dem anderen gleicht und die Qual der Wahl wirklich schwer fällt.

Morgens oder Abends sitzt man in der Küche am großen Tisch beisammen, hält bei einem starken irischen Tee ein gemütliches Schwätzchen oder liest am historischen Kamin im Salon ein Buch. Es gibt kein Fernsehen, dafür aber ein Piano und – fast leider – WI-FI. Das Leuchtturm-Lampenhaus mit seinem faszinierenden Rundblick steht seinen Besuchern zum Beispiel für ein Sunrise-Breakfast, einen oder mehrere „Sundowner“, ein privates Dinner oder kleine Partys zu besonderen Anlässen offen. „Lighthouse Dining“ bedeutet, dass nur lokale frische Produkte von Clare Island und aus dem County Mayo angeboten werden, „seasoned by nature“, wie man in Mayo sagt. Die nächstgelegene, größere Stadt ist Westport, glaubt man den Lesern der Irish Times, ist es „Irlands bester Platz zum Leben“.

Weiter Informationen:

Clare Island

Clare Island Sailor’s Bar-Restaurant – hier gibt es die beste „Chowder“

Clare Island Leuchtturm

Wild Atlantic Way

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